Kleine Scheibenkunde

Es gibt hunderte verschiedener Scheiben auf dem Markt. Sie haben teilweise sehr unterschiedliche Flugeigenschaften. Um aus den Scheiben das Optimum rauszuholen ist es notwendig sich mit dem Flugverhalten der Scheiben zu beschäftigen. Overstable, Stable, Understable, Speed, Glide, Fade und Turn sind die Begriffe, welche einem beim Scheibenkauf immer wieder begegnen. Dieser Artikel soll helfen die Begriffe und die Theorie der Flugeigenschaften zu verstehen. Natürlich gehört zum Begreifen der Theorie auch eine Menge Praxis dazu, also nach dem Artikel die Scheibe in die Hand und los…

Speed

Putter, Midrange und Driver unterscheiden sich schon rein optisch. Driver haben zum Beispiel einen viel aerodynamischeren Rand als Putter. Je keilförmiger der Rand einer Scheibe geformt ist desto aerodynamischer und damit schneller ist sie. Durch den breiten Rand eines Drivers wird auch mehr Gewicht in den Rand verlagert, wodurch die um die Fliehkräfte besser nutzen zu können.

Natürlich ist die Geschwindigkeit in erster Linie vom Armspeed bzw. der Abwurfgeschwindigkeit abhängig, daher stimmt es nicht ganz wenn man von einer schnellen Scheibe spricht. Discs mit einer hohen Speedzahl halten die Geschwindigkeit länger als solche mit niedrigem Speedwert und fliegen dementsprechend weiter. Die Hersteller geben den Speed einer Scheibe auf einer Skala von 1 bis momentan 13 an. Im Rennen um die schnellste Scheibe haben die Hersteller das letzte Wort aber noch nicht gesprochen.

Vorteil von viel Speed

  • Hohe Fluggeschwindigkeit und damit mehr Reichweite

Nachteile von viel Speed

  • Es besteht eine höhere Gefahr das Ziel zu überwerfen
  • Nur geübte Spieler mit viel Power können den Speed ausnutzen und die Scheiben in die Gleitphase bringen. Schwächere Spieler können mit schnellen Scheiben sogar an Weite verlieren.

Vorteile von wenig Speed

  • Niedrigere Wahrscheinlichkeit das Ziel zu überwerfen, z.B. bergab oder bei viel Wind
  • Für Anfänger einfacher zu werfen

Nachteile von weniger Speed

  • Geringere Reichweite

Stability

Für Anfänger machen Scheiben manchmal komische, nicht nachvollziehbare Dinge – sie fliegen Links- oder Rechtskurven, wie es ihnen gerade beliebt und scheinbar unvorhersehbar. Schuld ist die Stabilität. Wenn ein Discgolfer von Stabilität redet, meint er in der Regel die Flugeigenschaften und nicht die Haltbarkeit einer Scheibe.

Im Gegensatz zum Speed kann man einer Scheibe nicht ansehen wie stabil (over- oder understable) sie fliegt. Daher haben die Hersteller verschiedene Systeme entwickelt um die Flugeigenschaften der Scheiben beschreiben zu können. Discraft gibt z.B. einen Wert an, welche die vorrangige Flugrichtung angibt, z.B. 1.6 für eine overstable Scheibe oder -1.0 für eine understable Scheibe. Overstable Scheiben fliegen grob gesagt eine Linkskurve und understable Scheiben eine Rechtskurve. Relativ gerade fliegende Scheiben werden als stable bezeichnet. Alle Richtungsangaben beziehen sich auf einen rechtshändigen Rückhandwurf oder einen linkshändigen Vorhandwurf. Die Richtungen kehren sich bei einem linkshändigen Rückhandwurf und einer rechtshändigen Vorhand natürlich um.

Innova, Vibram und einige Onlinehändler sind noch etwas genauer. Sie unterscheiden zwischen Turn (High Speed Stability) und Fade (Low Speed Stability). Hintergrund ist, das jede Scheibe eine optimale Wurfgeschwindigkeit hat. Eine gerade abgeworfene Scheibe fliegt bei dieser Geschwindigkeit geradeaus. Fliegt eine Scheibe bedeutend schneller kippt Sie nach rechts ab und leitet eine Rechtskurve (High Speed Stability) ein. Fliegt Sie dagegen langsamer (Low Speed Stability) kippt sie nach links, fliegt eine Linkskurve und fällt relativ schnell zu Boden.

S-Kurve

S-Kurve

Wenn eine in einer Rechtskurve befindliche Scheibe langsamer wird, kippt sie ebenfalls nach links und fliegt dadurch noch ein gutes Stück weiter bevor sie schließlich links abkippt. Mit einer solchen S-Kurve erreicht man die maximale Weite.

Gegenwind addiert sich zu der Wurfgeschwindigkeit hinzu. Dies führt dazu, dass die optimale Wurfgeschwindigkeit schneller überschritten wird. Dadurch kippen understable Scheiben schneller nach rechts als sie dies bei Windstille oder Rückenwind machen würden. Dies macht die Scheiben teilweise unberechenbar. Overstable Scheiben gelten daher als unanfälliger für Gegenwind.

Im Moment reichen die Werte bei Turn von 1 (kippt auch bei hoher Geschwindigkeit nach links) bis -4 (kippt nach rechts) und bei Fade von 0 (kippt nicht ab) bis 5 (faded stark nach links).

Vorteil von viel Fade

  • Die Scheibe ist weniger Windanfällig. Die Scheibe kommt auch bei sehr schnellen  Abwürfen mit Sicherheit nach links zurück.

Nachteil von viel Fade

  • Die Linkskurve muss mit einkalkuliert werden. Dies fällt Anfängern manchmal schwe und ist auf engen Bahnen, z.B. im Wald, manchmal schwierig.
  • Geringere Reichweite

Vorteil von wenig Fade

  • Die Scheibe gleitet länger und hat dadurch eine größere Reichweite.

Nachteil von wenig Fade

  • Bei schwierigen Windverhältnissen kippt die Scheibe schneller nach rechts ab und gleitet aus.

Glide

Je mehr Glide eine Scheibe hat desto mehr Auftrieb erzeugt sie. Scheiben mit einem hohen Glidewert gleiten länger und haben dadurch mehr Reichweite. Sie werden dadurch aber auch anfälliger für Wind und das Überwerfen des Zieles, z.B. bergab. Scheiben mit einem niedrigen Gleitwert werden dadurch gerne auf Bergabbahnen gespielt, da die Notwendigkeit an viel Reichweite hier nicht so besteht. Vielmehr ist hier die Kontrollierbarkeit der Entfernung gefragt.

Die Skala reicht bei Glide von 1 bis 6 (River von Latitude64 angeblich sogar 7). Discs mit viel Glide haben meistens wenig Fade und mehr Turn (-2).

Vorteil von viel Glide

  • Hohe Reichweite durch eine längere Gleitphase

Nachteile von viel Glide

  • Anfällig für stärkeren Wind. Die Scheibe reagiert mit unkontrolliertem ausgleiten.

Vorteile von wenig Glide

  • Bessere Kontrolle der Entfernung bei Spielern mit viel Power oder bei viel Rückenwind und Bergabbahnen

Nachteile von wenig Glide

  • Weniger Reichweite

Autor:
Datum: Freitag, 2. Juli 2010 19:49
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7 Kommentare

  1. 1

    Wow! Das ist mal eine hilfreiche Seite für einen Anfänger. Endlich mal alles im Überblick….

    genial! Danke!

  2. 2

    Sehr gerne. Vielleicht sehen wir uns ja im August auf dem Turnier in Braunscheig. Habe es mir gerade in den Kalender eingetragen.
    Grüße Toby

  3. 3

    gerne, Toby… wohne direkt an der Bahn, daher spiele ich auch gelegentlich. War bei den Cold Classics mal als Zuschauer dabei, und habe mit dem Einen oder Anderen geklönt. War sehr lehrreich… Habe nun auch noch mal Scheiben bestellt, und übe fleißig!

  4. 4

    Für die kalte Jahreszeit war mir das zu viel Fahrerei. Ich bin aber mal sehr auf den Kurs gespannt. Bei euch in der Gegend tut sich ja einiges – neue Kurse und Ein schnell wachsender Verein. Weiter so.

  5. 5

    Herzlichen Dank, viel gelernt. Ihr habt mit einigen Geheimnissen aufgeräumt. Mein Spile wird durch euch besser werden.

  6. 6

    Hallo,
    ich und mein Sohn spielen seit ein paar Monaten DiscGolf. 30 mi. entfernt ist der Parcour in Söhnstetten (Schwabenland). Wir spielen dort so oft wir können, sind aber richtige Anfänger. Unsere Technik ist trotzdem schon recht gut. Die Scheibenkunde ist hochinteressant, aber auch etwas kompliziert. Was empfiehlt ihr uns für einen Scheibensatz und welche und von welchem Hersteller? Wenn eine Empfehlung überhaupt möglich ist. Danke für eine baldige Rückinfo.

  7. 7

    Hallo Holger,

    Meine Freunde und ich spielen auch in Söhnstetten. Tolles Gelände dort.
    Sei doch einfach mal Dienstags ab 18:00 oben am WSCA Haus, Der ansässige Club betreibt einen Shop mit großer Auswahl und Ihr könnt die Discs probespielen. Ich und meine Kollegen haben mit folgenden Weitwurfdiscs sehr gute Erfahrungen gemacht.
    Weitwurf:
    Latitude 64° Opto Diamond (8/6/-3/+1 Speed/Glide/Turn/Fade) ++ Leicht, zwischen 150 und 160g. ++ Einfach zu werfen, fliegt recht geradlinig, wenig Fade.

    Innova Leopard Star (6/5/-3/+1) wirft sich fast genauso, wie die Diamond.

    Latitude 64° Maul opto (7/7/-2/+1) Fliegt nicht ganz so weit wie die oberen beiden, auch ein bischen mehr links, aber sie ist gut, wenns Bergauf geht und bei Rückenwind.

    Wenn Ihr schon kräftiger und weiter werft und es mehr Linkslastiger braucht:

    Innova Roadrunner (9/5/-4/+1)
    Innova Mamba Star (11/6/-5/+1)
    Latitude 64° Jade Opto (9/6/-2/+1)

    Midrange:

    Discraft Buzz ESP (5/5/0/+1) Recht geradlinig, gleitet bei Gegenwind nicht unkontrolliert rechts oder links weg.

    Latitude 64° Fuse (5/6/-2/+1) recht geradlinig, macht bei Gegenwind selten unerwartete Ausbrüche.

    Putter:
    Innova Dart Star (3/4/0/0)
    fast jeder Putter ist okay, ist Geschmackssache.

    Das sind die einfachsten Scheiben, die ich bisher kennen gelernt hab. Da ich selbst nicht gerade starken Durchzug im Arm hab, gehen bei mir sogar diese einfachen Scheiben eher gerade aus oder links. Mit mehr Kraft, fliegen die Scheiben schön ihr S, zuerst leicht rechts, um am Ende wieder auf die gedachte Linie zurückzukommen.

    Von Latitude64° gibt es ein supergünstiges Einsteigerset (Teilweise für unter 20 EUR angeboten) mit den Scheiben Diamond Driver, Pearl Midrange und Ruby Putter in Retro Plastik. Nicht ganz so schick, wie die „Opto“ Varianten, sollen aber genauso fliegen.

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