Wie ich den Vogel nicht abschoss aber mein Drache das Schwimmen lernte

Mein zweites Turnier. Ich habe erst dieses Jahr mit Discgolf angefangen, kann mich daher immer noch gut mit „ich bin ja noch Anfänger“ rausreden. Nächstes Jahr zählt das wohl nicht mehr.

Jedenfalls ging es am Samstag den 29.10.2011 zu den 1. Münsteraner Open, die sinnigerweise in Beckum ausgetragen wurden, da es in Münster wohl Differenzen über den Austragungsort gab. Mein Anspruch war recht gering:

  1. Ich wollte nicht letzter werden
  2. Ich wollte nicht schlechtester „Kölner“ werden
  3. Ich wollte vergleichsweise besser als bei meinem ersten Turnier abschneiden
  4. Ich wollte wenigstens einen Birdie werfen

Ob es mir gelungen ist…?

Wenn man die ganze Woche früh aufstehen muss, dann fragt man sich an einem Samstag schon, warum der Wecker um 5:45 klingelt. Aber was solls, schnell geduscht, gefrühstückt und dann ab zum Treffpunkt, wo zwei dieser Gestalten mit den lustigen Taschen in der Dunkelheit auf mich warteten. Zum Glück gibt es um die Zeit keine Staus, so dass die Fahrt mit meinen beiden Begleitern Toby und Simon richtig gut flutschte. Bei abwechslungsreichen Themen wie Discgolf, Scheiben, Frisbees, Körben, Ultimate und Kirche verging die Zeit wie Flug und so kurz vor acht erreichten wir den Phoenix-Park, wo zeitgleich schon einige andere Autos mit Gestalten mit den lustigen Taschen in der Morgendämmerung eingetroffen waren. Unter anderem auch der Rest der Kölner Kettenjeklüngel-Crew, die mit großem Hallo begrüßt wurden – die anderen natürlich auch.

Vom Parkplatz aus sind wir dann durch einen Waldweg, der sich später als Bahn 18 herausstellte, zum Turnierbüro gegangen. Als wir aus dem Wald rauskamen, war es plötzlich hell. Und da konnte man schon erahnen, was da alles organisiert worden war (18 portable Körbe auf einem Knubbel, ein Zeltkiosk, Unterstände, Bänke usw.). Und das Gelände des Phoenix-Parks sah sehr vielversprechend für einen interessanten Kurs aus.

Nach der Anmeldung haben wir uns dann auf den Weg gemacht, die ersten Bahnen zu erkunden. Nach ein paar Drives sind wir auf die kürzeste Bahn gestoßen, eine der beliebten Inselbahnen – entweder man trifft vom Abwurf in den markierten Bereich um den Korb oder man muss erneut abwerfen. Hier hab ich dann zwei Birdies geworfen, beide fast identisch, kurz vor der Insel auf die Wiese gesetzt und dann auf die Insel geskippt. Putt. Fertig. Ziel 4. sollte also wohl locker erreicht werden können. Dachte ich.

Danach zu Bahn 1 quer durch den Wald gespielt und dann ging es auf zum Playersmeeting. Nach der Begrüßung durch Werner, der Erklärung der wichtigsten Spezialitäten auf der innerhalb einer Woche  aus dem Boden gestampften Bahn und der Verteilung der Flights und Scorecards ging es dann endlich los mit dem Turnier. Ich war in Flight (Spielgruppe) 2 mit Michael, Elke und Max (Ihres Zeichens Mutter und Sohn). Das ist ja irgendwie das Schöne am Discgolf – da spielen unterschiedlichste Generationen,  Leistungsklassen und Geschlechter gegeneinander und alle finden es normal, jeder wird akzeptiert und willkommen geheißen.

Wir machten uns dann also los Richtung Bahn 2, von der wir wussten, dass sie irgendwo im Wald liegt hinter Bahn 1. Hinter deren Korb stand auch der überall stehende Wegweiser zum nächsten Tee (Abwurf, wobei ich mich auch über Tee gefreut hätte). Dem Pfeil gefolgt, aber – nichts… Wir haben ca. 5 Minuten gesucht, bis wir endlich unseren ersten Abwurf gefunden hatten. Ein regenbogenfarbenes Band auf dem Boden und ein rotweißes Flatterband an einer Stange. Aber jetzt folgte die Ernüchterung – es gab, und das haben auch später viele bestätigt, keine noch so kleine freie Linie zum Korb, ich glaube auch für die Cracks nicht. So haben wir uns dann munter von Baum zu Baum gehangelt bis wir dann endlich unsere erste Bahn abgeschlossen hatten. War also steigerungsfähig.

Einige Bahnen später folgte dann die Bahn mit der aus Flatterband um den Korb gekennzeichneten Insel. Ich machte zum dritten Mal fast denselben Wurf, diesmal kam die Scheibe aber noch früher auf (Beton), skippte und rollte dann noch so gerade über die Linie. Super. Erste Birdiechance. Und was mach ich? Einen von zwei verhauenen 5m-Putts des Tages. Na immerhin par…

Nach einigen anderen interessanten Bahnen kamen wir dann langsam bei den Wasserbahnen an. Die erste war noch recht human. Von einer (etwas wackligen) Holzbrücke ging es über ein kleines Gewässer auf den Korb. Ich hab mal vorsichtshalber trotzdem meine Dragon ausgepackt, man weiß ja nie. Ich bin dann aber sauber über das Wasser gekommen und hab die Bahn par gespielt. Dann folgte die, wie man später gehört hat, für alle schwierige Bahn, wo ein Tümpel genau vor dem Korb war, die Strecke vom Tee aber deutlich länger war als auf der Bahn davor. Ich legte meine Dragon exakt ans rechte Ufer, so dass mir der Gang ins Wasser erspart geblieben ist. Nicht so – leider – bei Michael. Seine (Nichtschwimmer-) Scheibe landete ungefähr 5m vor Ende des Tümpels so richtig schön in der Brühe. Als Mann der Tat schnürte er sich zwei eigens dafür mitgebrachte kleine Mülltüten um die Schuhe. Mit einem langen Stock bewaffnet watete er dann hinein, um festzustellen, dass er besser Kniehohe Mülltüten dabei gehabt hätte…

Aber rausgefischt hat er sie dann doch, und nach dem Auswringen seiner Socken ging es dann weiter zum nächsten Abwurf.

Da war wieder Wasser, allerdings sehr wenig und sehr nah. Leider ging Elkes Wurf dann zwar eigentlich klar über das Wasser, titschte aber leider ein ganzes Stück dahinter gegen einen Baum und dann schön wieder rückwärts – ins Wasser. Allerdings konnte sie die Scheibe trocknen Fußes wieder herausholen.

Nachdem ich dann bei der übernächsten Bahn, wo es von einer ganz gehörigen Anhöhe aus 99m zum Korb ging und man dort den CTP-Titel holen konnte, so richtig schlecht voll nach links verzogen hatte näherte sich die erste Runde dem Ende. Mit meinem Ergebnis war ich nicht wirklich zufrieden, hatte mich aber im Rahmen meiner Möglichkeiten bewegt.

Bei der sehr leckeren Stärkung mittels zwei Tellern Gulasch- bzw. Kartoffelsuppe wurden dann die Ergebnisse mit den anderen Kollegen ausgetauscht. Mein Ziel, nicht der schlechteste Kölner zu werden, sah zu dem Zeitpunkt eher schwierig erreichbar aus. Dafür hatten sich drei der anderen Kettenjeklünglern ziemlich vorne festgesetzt, Jones durfte in den Leading-Flight und Ralle und Toby einen dahinter. Wobei in Jones illustrem Flight mit dem deutschen Meister Simon Lizotte, dem (sorry Hartl) Altmeister jeglicher Frisbee-Art Harmut Wahrmann und dem zweiten der Deutschen Juniorenwertung, Kevin Konsorr, war klar, dass es recht schwierig würde, nach ganz vorne zu kommen.

Als Highlight der Mittagspause kann noch die vielumjubelte Seilbahnfahrt von Josef Rippel genannt werden, die nach knapp zwei Metern mit einer tiefen Furche im Boden zu Ende ging… Simon versuchte sich dann auch noch an der Seilbahn, mit vier Puttern bewaffnet probierte er, einen längs des Weges aufgebauten Korb zu beputten. Allerdings konnte er auf dem ungewohnten Terrain seine normale Treffsicherheit nicht zur Geltung bringen.

Auf gings in die zweite Runde. Mit meinen neuen, nahezu wurfgleichen Partnern, Steffi, Lukas und Carl durften wir an Bahn 15 starten. Was bei 18 Bahnen einiges über die aktuellen Platzierungen verrät. Die ersten Bahnen spielten wir dann alle konstant gleich und auch am Ende lagen wir alle nur 6 Würfe auseinander. Der Flight war also so ziemlich leistungsgleich.

Bei unserer 2.Bahn, also Bahn 16, stand ich wieder oben auf dem Hügel. Und wieder hab ich den gleichen Mist geworfen, voll nach links verzogen. Dafür hab ich auf den darauf folgenden drei Waldbahnen jeweils 1-2 Würfe besser als im 1. Durchgang abgeschnitten, so dass ich ganz zufrieden war. Auf Bahn zwei hab ich durch Zufall sogar ne Art Schneise gefunden.

Nach dem Wald folgte die Insel. Klare Birdiechance. Aber: die ersten beiden Würfe trafen nicht ihr Ziel. Statt den Strafwurf zu nehmen hab ich den dritten dann auch noch vom Tee versucht und ins Flatterband getroffen – danach geputtet und ne 4 geworfen, besser als nix.

Die nachfolgenden Bahnen liefen für mich dann ganz geschmeidig ab, bis wir uns dem Wasser näherten… Auf Bahn 11, von der o.g. Brücke, hab ich nur mit Ach und Krach übers Wasser geworfen und hatte Glück, mir nicht da schon einen Strafwurf eingefangen zu haben. Dann kam die ominöse Bahn 12. Auf der Hinfahrt von Simon als unnötig verlacht, packte ich wieder meine Dragon aus. Und dieses Mal sollte ich sie auch brauchen. Statt wie geplant und im ersten Durchgang praktiziert, auf Sicherheit ans Rechte Ufer zu legen, suchte die Scheibe sich den geraden Weg zum Korb – platsch. Nun hatte ich auch meine Wasserlandung. Zum Glück aber höchstens 2m vom Ufer entfernt, so dass mir mit Hilfe eines langen Stocks wenigstens die nassen Füße erspart blieben – der Strafwurf allerdings nicht.

Blieben noch zwei Bahnen. An der vorletzten (Bahn 13) drivete ich dann bis auf 5m an den Korb. Meine genau genommen zweite realistische und auch letzte Birdiechance. Was soll ich sagen, der Leser ahnt es – versemmelt.

Trotzdem hatte ich mich in Durchgang zwei um vier Würfe verbessert und war ganz zufrieden. Auf dem Weg zum Treffpunkt blieb also die spannende Frage, hab ich Ziel 2. erreicht? Die Antwort: nein. Robert war zwei und Dominik vier Würfe besser als ich. Von den anderen mal ganz zu schweigen. Na dann halt beim nächsten Mal…

Aber die Platzierung der Kettenjeklüngler ließ sich schon sehen. In der Opendivision waren 5 unter den Top 11 Teilnehmern – alle Achtung.

Am besten schnitt Jones ab auf Rang 3, der dann nach Ansprache der stv. Bürgermeisterin von Beckum, Frau Theresia Gerwing, das große Finale über 5 Bahnen mit den fünf Bestplatzierten antreten durfte. Hier konnte man dann mal in Ruhe bestaunen, wie die Cracks so spielen. Sie warfen auf aus meiner Sicht in der Länge teilweise verdoppelten Bahnen und die Scheiben flogen und flogen und flogen. Und wenn man dann noch sieht, wie Simon noch mal geschätzte 30-40m weiter als die anderen wirft, da kann man nur sagen: Keine Ahnung, wie die das machen…

Als Fazit muss ich sagen, ich war nicht letzter, hab im Schnitt exakt ne 4 gespielt, was um 0,1 besser als bei meinem ersten Turnier war. Ich hatte ne Menge Spaß und möchte mich hier noch mal bei der gesamten Turnierorganisation bedanken, dass ein so tolles Turnier auf die Beine gestellt wurde. Ich habe einige Löcher in den Körben gesehen (mind. 5 Würfe mitten durch die Ketten) und soweit ich weiß sind bestimmt 15 Scheiben baden gegangen. Alles in allem ein gelungener Tag.

Bis zum nächsten Jahr. Und dann wird der Vogel geschossen…

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Datum: Mittwoch, 2. November 2011 23:02
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9 Kommentare

  1. 1

    schönes ding!!!

  2. 2

    Hey Christoph,
    Du kannst nicht nur gut fotografieren! 😉
    Dieser tolle Erlebnisbericht findet Eingang in die Ausgabe 1/2012. O.k.?

  3. 3

    Sehr schöner Bericht! und ein großes Lob für dein Angagement auch an dieser Stelle!! Danke dafür und für die tollen Bilder… Katschinggggggggg

  4. 4

    Hallo Christoph, sehr schöner Bericht und super Bilder,
    ps: in der 2. Runde ist mein Drachen auch schwimmen gegangen.
    lg Gerhard

  5. 5

    Wirklich sehr sehr guter Bericht! Daumen hoch!

  6. 6

    Ja sauber, fetten Dank für den schönen Bericht Gruss

  7. 7

    Sehr schöner „erster“ Bericht von dir, Christoph. Und er wird auch noch abgedruckt. Verdient hat er es.

  8. 8

    Heyho, wirklich sehr lustig und locker geschrieben! Kompliment!
    Beste Grüße
    Dominic

  9. 9

    „.. wer da nicht mitreisen möchte…“ Kompliment!

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