Vorsicht Einstiegsdroge! Die 1. Bielefeld Open 2012

Was habe ich mir da bloß angetan? An einem Sonntag schäle ich mich nach einer viel zu kurzen Nacht aus meinem warmen Bettchen. Die großen roten Ziffern der Digitalanzeige meines Weckers weisen mich darauf hin, dass es gerade einmal 05:00 Uhr morgens ist. Noch etwas benommen stolpere ich in Richtung Dusche und werfe im Vorbeigehen die Kaffeemaschine an. Unter dem wohlig warmen Strahl der Brause frage ich mich, nicht zum ersten Mal in den letzten Tagen, was da heute auf mich zukommt. Ist ausreichend Spin im Drive? Ist der Putt konstant? Von langsam nach schnell? Mit Anlauf oder lieber doch aus dem Stand? Over- oder Understable? Sidearm oder Forehand? Fuck, es ist schon halb. Jetzt aber los…

Als der gute Ernst vor einem halben Jahr meine Begeisterung für Freiluftaktivitäten im Allgemeinen und für fliegende Plastikscheiben im Speziellen entdeckte, hieß es schnell: Haste nicht Lust DiscGolf zu spielen? Frisbees kannte ich und Golf auch. Aber die Symbiose von beidem wollte sich mir in der Theorie nicht zu einhundert Prozent erschliessen. Ich habe früher Baseball gespielt und ein elementarer Bestandteil des Im-Park-die-Scheibe-hin-und-her-Werfens war für mich das Fangen. Und dieses Element sucht man beim DiscGolf vergebens oder probiert es allenfalls nur einmal aus. Diese Bedenken hatte ich nach meinem ersten Zusammentreffen mit den Kettenjeklünglern immer noch. Nach einem ganzen Tag im Grünen mit vielen gespielten Bahnen kam ich Zuhause zu dem Schluss: Ja, Scheiben auf n Ziel werfen, Scheiben durch den Park tragen und über mir völlig unbegreifliche Dinge wie Spin, Speed und Highspeed-Turn quatschen. Das ist wohl DiscGolf. Spannend…

Um die nächsten Möglichkeiten dieser Sportart nachzugehen drückte ich mich dann auch zugegebenermaßen ein bisschen. Aber Ernst blieb dran: „Ich fix dich schon an.“ „Ja, mach du…“

Meine nächsten Besuche bei den Klünglern brachten mir einzelne Bewegungsabläufe und Techniken des Spiels nahe und langsam stellten sich die ersten Erfolgserlebnisse ein. Tatsächlich angefixt bestellte ich mir die ersten eigenen Scheiben und meine Besuche beim Training wurden regelmäßiger. Teilweise gab es dann auch Wochen, in denen ich jeden Tag draußen war um das Runde Ding zum Fliegen zu bringen. Angefixt war ich. Und mehr wollte ich auch!

Aus diesem Grund stehe ich jetzt in aller Herrgottsfrühe mit sechs Angehörigen der Interessengemeinschaft DiscGolf Köln in der Kälte und warte auf Flo und das zu diesem Zweck gecharterte Vehikel mit einem Fassungsvermögen für 9 Discgolfer. Es geht zu meinem ersten Tunier nach Bielefeld. Ich bin ein bisschen nervös…

Top Stimmung im Bus, ein Auftritt im Radio sowie Espresso und Energydrinks und schon parken wir unser Gefährt sicher auf dem Turniergelände am Zielort. Auf dem Parkplatz begegnen mir das erste Mal fremde Menschen, die DiscGolf spielen. Ungewohnt, wenn man über ein halbes Jahr immer mit denselben Leuten zusammen spielt und schon daran zweifelt, dass sonst noch wer dieser Sportart nachgeht.

Angemelden, Kippe rauchen, Käffchen trinken und warmputten. Dann zum Playersmeeting. Der Tunierdirektor Werner (an dieser Stelle nochmal vielen Dank für die Organisation und den tollen Kurs) erklärt Besonderheiten der Bahnen und teilt die Flights ein. Mit meinen Mitstreitern mache ich mich auf zur ersten Bahn: Natürlich das Ding, welches mir beim Ankommen schon negativ aufgefallen ist: Erstmal durch n Doppel Mando und danach an 4-5 freistehenden Bäumen vorbei. An einem Sonntagmorgen n DoppelMando treffen… naja, hat dann auch überhaupt nicht funktioniert und weiter zur nächsten Bahn…

Hier spiele ich mein erstes Birdie. Ein Hochgefühl…es sollte mein letztes bleiben. Die Bahnen sind sehr abwechslungsreich und herausfordernd angelegt. Teilweise zu herausfordernd für mich, was man an meinem Gesamtschnitt schnell erkennen konnte: Wenns gut läuft spiele ich Par, wenns normal läuft ne +1 und wenns völlig ausm Ruder läuft, fange ich mir die ein oder andere +6/7 ein. Nach der ersten Runde war ich froh die kulinarische Offenbarung des Tages zu geniessen: Mantaplatte Schranke. Genau das richtige um wieder zu Kräften zu kommen und die richtige Nervennahrung um die Nachricht zu verdauen, dass ich schlechtester Kölner bin. Doch jetzt, mit detaillierter Kurskenntnis war ich mir sicher, in der zweiten Runde auftrumpfen zu können. Obwohl mir der ein oder andere Wurf gelang, meine Approaches waren durchaus akzeptabel, kam ich auf das gleiche Ergebnis wie in der ersten Runde.

Meine Unzufriedenheit über die eigene Leistung machte jedoch schnell Platz für die Motivation das nächste Turnier besser zu spielen. Denn Platz nach oben ist definitiv vorhanden. Kurz nach der Siegerehrung ging es müde aber glücklich zurück ins Spassmobil.

Fazit:
Schöne Location, Tolle Community und eine geile Sportart sind es wert sonntagsmorgens um 05:00 Uhr aufzustehen. Bis in zwei Wochen in Beckum!

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Datum: Samstag, 21. April 2012 14:43
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5 Kommentare

  1. 1

    geiler bericht!!! dauert nicht mehr lange und „der anfix“ bringt dich in die punkte 🙂

  2. 2

    MonsterGeiler Bericht!!! dein Problem, somit würst du wohl bei deinem Weg nach oben viele Berichte verfassen müssen…

  3. 3

    Sehr sehr schön geschrieben. Wenn du willst darfst du jetzt öfter… 🙂

  4. 4

    Die Lebensbeichte Disc Golf 🙂 fein geschrieben…und das battle geht weiter…Gruss

  5. 5

    Auch aus Lünen kann nur sagen Hut ab sehr schöner Bericht.
    lg Dirk

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